Rückblick auf den Familienadelstag 2016

Am Donnerstag, dem 26.Mai 2016 (Fronleichnam) fand zum 14. Mal der Familienadelstag der Vereinigung des Adels im Rheinland und in Westfalen-Lippe in der Malteser Kommende auf Schloss Ehreshoven für Mitglieder, Freunde und Gäste anderer Adelsvereinigungen statt.
Den ganzen Tag nutzten Jung und Alt um sich näher kennenzulernen, wiederzutreffen, sich auszutauschen und an interessanten Vorträgen und Diskussionen teilzunehmen.
Die Tagesveranstaltung begann mit einer Andacht in der Kapelle. Diese wurde von Heidi v. Mensenkampff gehalten, in der auch die Kinder einbezogen waren.

Für die Kinder wurde ein individuelles Programm angeboten. Sie fuhren mit mehreren Betreuern in das Freilichtmuseum Lindlar. Für die Betreuung der Kinder war ausreichend gesorgt, so dass sich die Eltern – und Großeltern – den sehr interessanten und gut ausgewählten Referaten widmen konnten.

Drei Themenschwerpunkte gestalteten den Tag:

  1. Erneuerbare Energien – für jeden von uns nutzbar
  2. Die Zukunft der Arbeitswelt vom fleißigen Arbeitnehmer zur väterbewussten Personalpolitik
  3. „Knigge to go“ die aktuellen Spielregeln für das zeitgemäße Miteinander.

1. Schwerpunkt

Dr. Harald Frhr. v. Canstein gab mit seinem Impulsvortrag zum Thema „Erneuerbare Energien – für jeden von uns nutzbar“ zahlreiche Inspirationen und Denkanstöße zur Energieversorgung. Ein Thema, das jeden von uns im Alltag beschäftigt:
Woher wird unsere Energie kommen – erneuerbare Energien, Fossil, Kernkraft?
Was müssen wir tun, um unsere Netze stabil zu halten, was sind die Geschäftsmodelle der Zukunft im privaten und gewerblichen Bereich?

Was aber sind „erneuerbare Energien“?
Es sind die praktisch unerschöpflich zur Verfügung stehenden oder sich verhältnismäßig schnell erneuernden Energieträger, wie Erdwärme, Bioenergie, Wasserkraft, Sonnen-, Wind- und Meeresenergie. Sie werden in Biogasanlagen, Geothermie-, Laufwasser- oder Wellenkraftwerken, Photovoltaik-Anlagen sowie Offshore Windparks gewonnen.

Ein Rückblick in die Geschichte zeigt, dass bereits 20.000 v. Chr. die erneuerbaren Energien „state-of-the-art“ waren: Windkraft als Antrieb von Segelbooten, 5.000 v. Chr wurde die Wasserkraft in China und 4.000 v. Chr. die Windkraft zum Antrieb von Windmühlen in Babylonien genutzt. 1866 ermöglichte der elektrodynamische Generator von Werner v. Siemens die erstmalige Produktion von erneuerbarem Strom aus Biomasse/Dampfkraft, Wind- und Wasserkraft). Die Ölkrise und der Golfkrieg gaben den Anstoß, die Technologien weiterzuentwickeln. Die Katastrophe von Fukushima besiegelte letztendlich den Ausstieg aus der Kernenergie.

In weitreichender Diskussionsrunde zeigte Dr. v. Canstein pragmatisch auf, wie jeder Verbraucher in seinem privaten und auch beruflichen Umfeld erneuerbare Energien für Strom, Wärme und Transport erzeugen und nutzen kann. So liefert beispielsweise die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Einfamilienhauses den günstigsten Strom, der Brennwertkessel mit Biogas erzeugt mit geringem Aufwand und sehr gutem Umweltnutzen Wärme und als Transportmittel bietet das Elektroauto mit Ökostrom den höchsten Umweltnutzen.
Mit diesem auch technisch hochinteressanten Thema hat Dr. v. Canstein allen Teilnehmern einen umfassenden Einblick gegeben und sehr gute Impulse für weitergehende Gespräche gesetzt.

2. Schwerpunkt

In einem sehr spannenden und facettenreichen Vortrag brachte Prof. Dr. Alexander v. Erdély den Teilnehmern seine Thesen über die Zukunft der Arbeitswelt nah.
Leben um zu arbeiten oder arbeiten um zu leben?

Zunächst stand die Struktur der Familie im Vordergrund. Wie war es vor 100 Jahren und wie ist es heute? Die Familie wandelte sich von der patriarchalisch geführten Großfamilie in zunehmendem Individualisierungstrend zu Patchwork-Familien oder Lebensgemeinschaften. Von einer Pyramiden- zur Matrixstruktur. Das hat immense Auswirkungen nicht nur auf unser gesellschaftliches Miteinander sondern auch auf unsere Arbeitswelt.
Ein näherer Blick auf die verschiedenen Generationen der Nachkriegszeit in Deutschland, sozusagen die Akteure im Arbeitsmarkt. Da sind die so genannten Baby Boomer (geboren zwischen 1955 und 1965), Generation X (geboren zwischen 1965 und 1980), Generation Y werden die im Zeitraum zwischen 1980 und 1999 Geborenen genannt und zu guter Letzt die Generation Z (nach 1995 geboren).

Professor v. Erdely zeigte in Ansätzen, wie sich die Entwicklungen „vom fleißigen Arbeitnehmer zur väterbewussten Personalpolitik“ vollzogen und welche Aufgaben die Führungskräfte und Personalchefs von heute zu bewältigen haben.
Sehr spannend waren die Differenzierung der Werte und Erwartungen der verschiedenen Generationen an Unternehmen und ihre Arbeitsumgebung.

Welche Werte und Erwartungen haben die verschiedenen Generationen an Unternehmen und ihre Arbeitsumgebung. Hier dazu noch ein paar Thesen, die den Wandel verdeutlichen:
Generation-Baby Boomer: „Leben um zu arbeiten“. Bei den Leistungserbringern 45+ diktiert die Arbeit den Lebensstil und wie viel Zeit für Familie und Freunde verbleibt.
Generation X: „Arbeiten um zu leben“. Die 35 bis 45 Jährigen sind motiviert, leistungsorientiert und wünschen sich eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Generation Y: „Arbeit muss Sinn und Spaß machen“. Die 25 bis 35 Jährigen sind hochmotiviert und leistungsorientiert, wenn die Rahmenbedingungen für sie passen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein Indikator.
Generation Z: „Arbeit muss zum Lebensstil passen“. Die Generation bis 25 erwartet für sich eine Arbeit, die zur Familie und zum Privatleben passt und stellt offen die Frage: Warum hier? Was unterscheidet Dich von den anderen Jobanbietern?
Es ist an der Zeit, die Rahmenbedingungen zu ändern. Dies geschieht auf verschiedenen Ebenen, sei es in der Entwicklung von Städten, Infrastruktur, Architektur oder Wohnraum. Die Teilnehmer nahmen begeistert in der ausgiebigen Diskussionsrunde die Inspirationen auf und vertieften einige Themen in der anschließenden Mittagspause.

3. Schwerpunkt

Sind denn alle nur noch Rüpel? Wer begrüßt hier wen zuerst? Bin ich altmodisch, wenn ich mir wünsche, dass sich die Leute beim Gähnen die Hand vor den Mund halten? Wie differenzieren sich Etikette und Höflichkeit? Warum gehört sich etwas „so“? Knigge to go.

All’ diese Fragen und noch viel mehr beantwortete uns Christoph Thiemann, Business-Coach und Marketingexperte aus Köln, in seinem kurzweiligen Vortrag über das zeitgemäße Miteinander. Immer die Balance zu halten mit Achtsamkeit meinem Gegenüber, hinterfragen „Mit wem habe ich es da eigentlich zu tun?“, mit Freundlichkeit, Offenheit und guter Vorbereitung meistert der höfliche Weltbürger seine internationalen Begegnungen mit Bravour.

In Deutschland wieder angekommen fragt man sich, wie man dem Mitreisenden im Zug zu verstehen gibt, dass er zu laut telefoniert. Christoph Thiemann rät: „Bleiben Sie bei der „Ich“-Form. Sprechen Sie den Störenfried ruhig, freundlich und direkt an, sagen Sie ihm, dass Sie sich durch sein Verhalten gestört fühlen.“ Das wirkt in den meisten Fällen. Und man fragt sich zwischendurch immer wieder, ob man denn nun wirklich ständig erreichbar sein muss.

Ausgiebig diskutiert wurde das Thema der korrekten Anrede im historischen und modernen Kontext, im beruflichen Umfeld sowie im gesellschaftlichen Rahmen. Wer stellt sich wem vor, wie begrüße ich die anwesenden Personen, wenn ich zuletzt den Raum betrete und in kleiner wie in großer Gästerunde. Christoph Thiemann führte mit zahlreichen Fallbeispielen sicher über das gesellschaftliche Parkett und stand allen Fragen Rede und Antwort. Mit Taktgefühl für die wesentlichen Aspekte des guten Miteinanders führte er die Teilnehmer durch die Diskussionsrunde. Es hat sehr viel Spaß gemacht – Konsens herrschte über die Wertestruktur, die auch weiterhin Bestand hat.
Zu guter Letzt gibt Thiemann noch seinen persönlichen Tipp mit auf den Weg „Bleiben Sie immer bei sich selbst, mit Charme anderen gegenüber Toleranz üben und Zeit für das Miteinander haben.“ In der Mittagspause setzte sich der angeregte Gedankenaustausch fort.

Höhepunkt bildete am Nachmittag der Vortrag von Alexander Graf Lambsdorff
Vizepräsident des Europäischen Parlaments, über das Thema: „Krisen, Kriege, Katastrophen – Deutsche und Europäer vor neuer Herausforderung“
Als internationaler Gastredner hielt Graf Lambsdorff, ein viel beachtetes Referat zur gegenwärtigen Weltlage. Er stellte Deutschland und Europa in den großen weltpolitischen Zusammenhang und ging dabei sowohl auf wirtschaftliche Verflechtungen und Abhängigkeiten als auch auf militärische Probleme und das Aufeinanderprallen der verschiedenen Kulturen und Religionen ein.

Sehr interessant war seine sachliche und ausgewogene Beurteilung der gegenwärtigen „Berliner Politik“. Es war ein Genuss, seinem temperamentvollen Vortrag zuzuhören und so Einblicke in die Arbeit des Europäischen Parlamentes zu erhalten.
Es wäre vermessen, all die klugen Gedanken, an denen Graf Lambsdorff uns Zuhörer teilnehmen ließ, wiedergeben zu wollen, zumal er frei ohne ein schriftliches Konzept sprach.

Alle Teilnehmer waren von diesem Tag begeistert. Die interessanten Vorträge führten bei strahlenden Sonnenschein zu ausführlichen Diskussionen im Innenhof der Kommende bei Tee und Kuchen.

Die Stimmen der Teilnehmer:
„Begeistert haben mich die aktuellen Themen, die von sehr sachkundigen und eloquenten Referenten vorgetragen wurden.“
„Wir hatten so viele anregende Gespräche mit freiem Gedankenaustausch in herrlicher Atmosphäre.

Wie in vergangenen Jahren waren die Damen des Wohnstiftes von Schoß Ehreshoven unsere Gäste, worüber wir uns sehr gefreut haben. Unser Dank gilt allen Beteiligten, die zu der Gestaltung dieses Familienadelstages beigetragen haben.
Besonders hervorheben ist die Familienbeauftrage der VARWL Bettina v. Erdély, die mit der Auswahl der Themen, der Referenten und der Gestaltung des Kinderprogramms maßgeblich diesen Tag gestaltet hat, und damit sehr zum Erfolg dieses Tages beigetragen hat.
-Der nächste Familientag findet am 7. Mai 2017 auf Schloss Ehreshoven im Schloss statt.-

Für den Vorstand:
Gisela Frfr. v. Weitershausen
Haus Birrekoven
53347 Alfter