Schloss Lembeck im Mai

Bei herrlichstem Maiwetter nahm uns der Schlossherr Graf Ferdinand v. Merveldt – Twickel an der Vorburg herzlich in Empfang und konnte 39 Teilnehmer vor der schönen Kulisse seines Wasserschlosses Lembeck begrüßen. Er begann sogleich, uns die geschichtlich frühen Anfänge seines Besitzes näher zu bringen.

Mitten im Naturschutzgebiet ,Hohe Mark“ gelegen, leitet sich der niederdeutsche Schlossname her, den man als Lehm – Bach übersetzen kann, was auf den einstigen Standort inmitten eines Sumpfes und Moorgebietes hindeutet. Urkundlich wird erstmals 1177 mit Adolf v. Lembeck ein Ritter erwähnt, dessen Familie als die Herren von Lembeck die Gerichtsbarkeit über die damalige Burg und den gleichnamigen Verwaltungsbezirk ausübte. Erst im 15. Jhd. wurde das Schloss gebaut, welches im 17. Jhd. zu einem der größten Wasserschlösser des Münsterlandes aus- und umgebaut wurde.

Der westfälische Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun trat im Jahr 1730 durch weitere Umbauarbeiten namentlich in Erscheinung. Auf dem Weg zum Schlosspark vermittelte uns Graf Merveldt weitere interessante Informationen zur wechselvollen Geschichte des Schlosses, auch, wie diffizil sich der Erhalt einer derartigen Anlage darstellt. Durch gute, forstwirtschaftliche Erträge, um nur ein Beispiel zu nennen, kann auf die einflussnehmende Unterstützung der Denkmalpflege verzichtet werden, was den beratenden Einbezug dieser Behörde natürlich nicht ausschließt. Während Graf Merveldts Ausführungen flanierten wir auf verschlungenen Kieswegen durch den im 19. Jhd. angelegten englischen Landschaftsgarten. Mehr als 150 blühende Rhododendren erfreuten unser Auge. Prachtexemplare bis zu sechs Meter Höhe verwandeln den Park im Mai in ein farbenfrohes Blütenmeer.

Anschließend führte uns Graf Merveldt in das heutige „Historische Museum“, zu dem die vielen Schlosszimmer und Säle inzwischen geworden sind, denn die gräfliche Familie bewohnt mittlerweile einen großen Trakt der Vorburg.

Räume, im Stile des 17.- und 18. Jhd. eingerichtet, beeindruckten u.a. mit prachtvollen Ahnenbildern, kostbaren Wandteppichen, Ledertapeten, eine festliche, mit edlem Porzellan gedeckte Tafel im Schlaunschen Festsaal sowie prunkvolle Schränke und mit erlesenen Pretiosen gefüllte Vitrinen.

Das „Prahlhans-Zimmer“, mit feinsten, überreichen Stuckarbeiten ausgestattet, überwältigte uns mit erlesenen Kostbarkeiten jedweder Art, wobei der überhohe und reich bestückte Vitrinenschrank als Prunkstück den Raum dominierte. Wir benötigten eine Weile, um die Vielfalt der edlen Ausstellungsstücke erfassen zu können, die besonders die Damenwelt faszinierte.

Viel zu schnell verflog die Zeit und wir dankten Graf Merveldt herzlichst für die persönliche, mit viel Esprit gewürzte Führung durch sein Refugium und ließen den Abend gemeinsam im Gewölberestaurant des Schlosses ausklingen.

Rolf v. Stawski