Zum 13. Mal fand in der Malteser Kommende von Schloss Ehreshoven unser Familienadelstag statt.
Eine große Anzahl von Mitgliedern unserer Vereinigung und Freunden aus dem In- und Ausland kamen bei strahlendem Sonnenschein zu dieser Veranstaltung.
Alle Teilnehmer waren von diesem Tag begeistert. Viele interessante Vorträge und Diskussionen gestalteten den Ablauf des Tages.
Es war uns sehr viel daran gelegen alle Generationen und Altersgruppen zu erreichen und anzusprechen.
In der Kapelle der Malteser Kommende gestaltete Heidi v. Mensenkampff mit bewegenden und aktuellen Themen die Andacht.
S.D. Prinz v. Croÿ sprach über
Werteverluste der bürgerlichen Parteien
Werte:
Lassen Sie mich mit einem Beispiel beginnen: wie war, wie ist die Reaktion auf die massive Christenverfolgung der letzten Jahre? Wo ist der Aufschrei? Wo sind die Massendemonstrationen, wo die Kundgebungen, wo die ritualisierten Zusammenkünfte? Wo, mit einem Wort, ist die Reaktion der freien abendländischen Welt auf die Bedrohung ihrer Geschichte und Kultur, also auf ihre Werte?
War das laue Lüftchen, das wir alle wahrgenommen haben und noch immer wahrnehmen, eine selbstbewusste Verteidigung von Werten, die sich die alte Welt durch Reformation, Aufklärung, Bill of Rights, demokratische Revolutionen und soziale Bewegungen der Neuzeit selbst geschaffen hat? All diese haben doch ihre politischen Kräfte nur dort freisetzen können, wo im christlichen Glauben der geistige Boden für die Freiheit und Eigenverantwortung des Menschen bereitet war.
Es hat sich eine fatale Mischung aus Halbbildung und falsch verstandener Toleranz breit gemacht, die die Grundlagen unserer Gesellschaft bedrohen. Auch der größte Ignorant kann nicht an der Tatsache vorbei, dass unsere Gesellschaften auf den zehn Geboten und der Bergpredigt fußen. Die Jahrhunderte dauernde Entwicklung zum Rechtsstaat und zur Demokratie fand nicht zufällig in der westlichen, christlich geprägten Welt statt. Die Entwicklung des christlichen Menschenbildes gründet natürlich auch auf den jüdischen, hellenistischen und römischen Ursprüngen der abendländischen Kultur.
Das christliche Menschenbild aber war Voraussetzung für die Emanzipation des freien, mit gleichen Rechten und unantastbarer Würde ausgestatteten Individuums, also auch für die Emanzipation der Frau. Dieses Menschenbild ist wohl der entscheidende Beitrag, der das damals herrschende Wertesystem revolutionär verändert hat. Denn in der Antike galt der Mensch als Exemplar seiner Art, für sich hatte der Mensch keine Bedeutung. Das christliche Menschenbild dagegen sieht den Menschen als Person und als Gottes Ebenbild und verleiht ihm dadurch einen Wert und eine Würde. Und das gilt für alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, Rasse oder Leistung.
Es herrscht in Deutschland, in Europa, ein erschreckend diffuses Bild über die Historie, die Ableitung und die Bedeutung „christlicher Werte“. Eine Mehrheit der Erwachsenen befürwortet eine stärkere Rolle derselben, ist sich aber der Konsequenzen nicht wirklich bewusst. Die Mehrheit der 6-14jährigen Kinder und Jugendlichen betont den Wert von Familie und Geborgenheit, lehnt aber eine bestimmende Rolle des „Glaubens“ ab. Der Begriff „christliche Werte“ wird gern im Munde geführt, was diese aber für das Zustandekommen und den Bestand eines Gemeinwesens bedeuten, weiß vermutlich nur noch eine verschwindende Minderheit.
Warum haben alle konfessionellen Kindergärten und Schulen lange Wartelisten? Warum schicken Eltern ihre Kinder bevorzugt auf solche Lehranstalten, auch wenn sie selbst den Kirchen fern stehen? Warum antworten sie, nach den Gründen befragt, mit einer überwiegenden Mehrheit: „Damit meinem Kind christliche Werte vermittelt werden“. Es sind die gleichen Eltern, die einer Pflege oder gar dem Ausbau der Spiritualität konfessioneller Bildungseinrichtungen eher gleichgültig gegenüberstehen oder sie gar ablehnen. Man darf also mit Fug und Recht von einer Art Schizophrenie sprechen: „christliche Werte“ ja, sie verteidigen und Konsequenzen tragen eher nein.
Es ist höchste Zeit, dass sich die Menschen in Deutschland, in Europa, gewärtig werden, dass das Meiste von dem, was ihnen wichtig ist, christlich begründet ist (wie anders ist denn die ökologische Bewegung zu erklären? Oder die Freiheit? Oder die Gleichberechtigung der Frau?). Und es muss ihnen klar werden, dass eine Verteidigung dieser Werte nichts mit Fundamentalismus zu tun hat, sondern damit, sich offensiv und selbstbewusst zu den eigenen Wurzeln zu bekennen. Es geht nicht um Kampagnen gegen etwas, es geht nicht darum, sich einen Glaubenskrieg mit anderen Religionen zu liefern. Es geht um Werte, die ein Miteinander möglich, die diese Gesellschaft möglich machen, die die menschliche Solidarität begründen. Es geht nicht um eine Gegenrede zur „Aufklärung“, niemand möchte hinter die Trennung von Staat und Kirche zurück. Es geht um die geistigen Grundlagen, auf denen unsere Gemeinwesen, auf denen Europa fußt. Es geht um die christlich-abendländische Kultur, der sich vor allem bürgerliche Parteien in ganz Europa mal verpflichtet fühlten.
Ich möchte im Folgenden diese These an vier Werten überprüfen, die landläufig als bürgerlich gelten: der Vorrang des einzelnen Staatsbürgers gegenüber dem Staat, also die individuelle Freiheit, die Betonung der Subsidiarität, der Schutz von Eigentum und eine zurückhaltende Steuer- und Defizitpolitik.
S.D. Albrecht Prinz v. Croÿ spricht in seinem Referat nachfolgend zu folgenden Themen:
Freiheit und Gerechtigkeit
Subsidiarität ( Entfaltung der eigenen Fähigkeiten)
Eigentum
Steuern und Defizite