Bericht zum Segeltörn 2016

“ Eine Seefahrt, die lustig… “ dachten sich in diesem Jahr 58 Jugendliche und nahmen an dem von der Vereinigung des Adels im Rheinland und Westfalen-Lippe vom 8.bis 14. August 2016 organisierten Segeltörn auf dem  Ijsselmeer teil. Gesegelt wurde auf zwei Plattbodenschiffe, jeweils mit zwei Masten bestückt. Die Teilnehmer waren in zwei Altersgruppen auf die beiden Schiffe verteilt. Geschlafen wurde in Kojen, in den bis zu vier Personen eine schmale Schlafstelle fanden. Beide Schiffe fuhren auf getrennten Routen, die der jeweilige Skipper nach eigenem Entscheid festlegte, das gleiche Tagesziel an. Sofern die Ankunftszeiten es zuließen, konnten die Jugendlichen, nach Einnahme des Abendesens auf ihren Booten, gemeinsam die Häfen und deren nähere Umgebung erkunden.

Am Sonntag, dem 08. August 2016, trafen sich die Teilnehmer in den frühen Nachmittagsstunden an den Schiffen unter großem “ Hallo“- man kannte sich größtenteils aus der Tour des Jahres 2015. Das Einschiffen vollzog sich ohne Probleme, die Creweinteilung sowie weitere wissenswerte Informationen waren den Seglern frühzeitig mitgeteilt worden. Nach einer Erstinspektion der Schiffe durch ihre jeweiligen Benutzer wurden diese, für die Dauer des Segeltörns, in je drei Gruppen einge- teilt. Gleichzeitig wurde bestimmt, welche Gruppe für welche Arbeiten an und mit den Segeln zuständig war. Die einzelnen Gruppen hatten sich, ebenfalls, in festgelegter Reihenfolge, um die  „häusliche Arbeit “ zu kümmern. Diese bestand fast ausschließlich im Decken der Tische und des Abräumens, im Einkaufens sowie der Zubereitung der warmen Mahlzeiten. Einen ausgearbeiteten Speiseplan gab es nicht, jede Gruppe konnte sich beim Kochen “ selbst verwirklichen „. Die vier erwachsenen Betreuer- Frau Gisa von Schönberg, Frau Nikie Möhring, Herr Rijnhard van Lynden.( Verstärkung aus Holland) sowie Georg Frhr.v.Weitershausen, wurden von den dargebotenen  Kochkünsten immer wieder überrascht. Der Tagesablauf war, dem Ziel des Segeltörn -Spaß und Erholung- angepasst, -er war“ human“ – nicht zu vergleichen mit dem genau bestimmten Rhythmus auf den “ Windjammern “ vergangener Zeiten. Frühstück gab es in der Regel um 8.30 Uhr (sehr früh besorgte frische Brötchen erfreuten), nach Aufräumen des Gemeinschaftsraumes wie der Küche wurden die Segel gesetzt. Bei grundsätzlicher Gleichheit “ von Mann und Frau“ waren einige junge Damen doch sehr zufrieden, bei der Segelarbeit von kräftigen Jünglingen Hilfe zu erfahren. Plan und Durchführung waren stimmig: Segeln „ohne Unterlass“ – also den ganzen Tag über, bis das Tagesziel erreicht war. Während dieser Zeit versorgte sich jeder Teilnehmer selbstständig. Obst, Milchspeisen, Landjäger und Butterbrote halfen über den Tageshunger, bis zum schmackhaften Abendessen, hinweg.“ Ruhe im Schiff“ war erbeten worden für Mitternacht – mit einer Ausnahme: der Feier eines Doppelgeburtstages.

Am Tag des Eintreffens in Enkhuizen, dem Ausgangsort der Segeltour, blieben die Anker auf Grund, stattdessen frönte man dem geselligen Zusammensein. Am Montag steuerten die Skipper Makkum mit seiner langen Hafeneinfahrt an. Der Ort ist weit bekannt durch seine herausragende Porzellanmanufaktur, welche sich schon von Ferne sichtbar, schneeweiß von der von weitem betrachtet grauen Küste abhebt. Am nächsten Tag “ öffnete sich die Lorenzschleuse“ (im Abschlussdeich)- über die Waddenzee ( zwischen dem Festland und den westfriesischen Inseln) wurden, hart am Wind segelnd, die Insel Texel und tags darauf die Insel Terschelling angelaufen. Zurück im“ Binnenmeer“- dem Ijsselmeer- kam es, vor Anlaufen des nächsten Zieles, dem Ort Stavoren, zum einzigen  „Wassersprung“ – ein Teil der Jugendlichen ging im wahrsten Sinne des Wortes “ baden“. Die diesmal warme Sonne, sonst meist versteckt in den Wolken, erlaubte diese Abwechslung. Am folgenden Tag weckte Urk, die ehemalige Insel in der Zuiderzee, mit seiner einzigartigen Kultur und Geschichte, das Interesse der Segler. Von dort aus hatten sie, am Samstag, die sehenswerte Stadt Hoorn fest im Blick. Sie ist das wirtschaftliche Herz der Ijsselmeer-Region in der niederländischen Provinz Noord-Holland-Noord. Die Stadt kann, trotz auch dort heute vorhandenem schmalem Geldbeutel, ihre einstige Bedeutung und den daraus resultierenden Reichtum, fußend auf dem Handel mit Ostindien und anderen asiatischen Ländern, nicht verbergen. Hoorn, mit seinem besonderen Flair, veranstaltet jährlich die zweitgrößte Kirmes in den Niederlanden. Bei Erreichen dieser prachtvollen Provinzstadt konnte das Kirmestreiben, nach zuvor gemeinsam von allen Seglern eingenommen Abschiedsabendessen in einer altehrwürdigen Seemannsstube am Hafen, aktiv erlebt werden. Am Sonntag schien es, als wolle die alte Handelsmetropole ihre deutschen Besucher nicht mehr ziehen lassen. Bei fast völliger Windstille wurden die beiden Schiffe per Motorkraft zum Ausgangsort des Segeltörns zurückgeführt. Teilnehmer, die in den Tagen zuvor als Steuermann pro tempore das Wohl des Schiffes in Händen hielten, konnten nun den gewaltigen Unterschied bei der Fortbewegung eines Schiffes per Segel bzw. Motor erfahren.

Gegen Mittag liefen die Schiffe im Ausganshafen von Enkhuizen, der Perle am Ijsselmeer, ein. Während der letzten beiden Stunden “ auf See “ wurden die beiden Schiffe „klar gemacht“. Die Kojen, wie Küche und Gemeinschaftsräume, wurden besenrein aufgeräumt, das Gepäck zum Abtransport bereitgestellt. Nach dem Vertäuen der Schiffe an ihren Liegeplätzen begann der zum Teil  schmerzensreiche Abschied, die Zusicherung enthaltend, sich im September auf dem Petersberg,  nahe Bonn, zum festlichen Ball der Vereinigung des Adels  im Rheinland und Westfalen-Lippe wieder zu treffen. Zur großen Freude der Ballorganisartoren erinnerten sich die meisten Jugendlichen an ihre Verabredung, freuten sich ob des erneuten Zusammenseins, tauschten Erinnerungen an   eine „große Fahrt “ aus, tanzten vergnügt bis in den frühen Morgen. Viele von ihnen erkundigten sich beim Abschied wann, im  kommenden Jahr,  2017,wieder der  Ruf ertöne „Leinen los“ ?

Georg Frhr.v.Weitershausen